Sentimentaler Kram

Gerade las ich bei Botho Strauß (den das ärgert) über Max Frisch, dass der einem Kumpel dringend ans Herz gelegt hat, im Alter nicht weise zu werden, sondern wütend zu bleiben. Im Gegensatz zu Botho finde ich das einen erfrischenden Rat. Ich habe gerade keine Zeit mich um Eure Lesebedürfnisse ausgiebiger zu kümmern, aber: Werdet wütend!

Und dann wünsche ich Euch freilich trotzdem ein erfreuliches Jahr, denn ich rege mich ja nicht auf, weil man es nicht gut haben soll, sondern weil das einem hier so verdammt schwer gemacht wird.

10 Antworten to “Sentimentaler Kram”


  1. 1 Annie Januar 4, 2008 um 13:29

    Genau! Schön gesagt, Bloggerin. Stay frisch. Statt wie der Strauß den Kopf in den Sand oder die Bequemlichkeit zu stecken.

  2. 2 Justus Januar 6, 2008 um 21:51

    Schon, schon, aber wie kommst du denn drauf, dass Botho Strauß sich ärgert, wenn du seine Texte liest? Überschätzt du deinen Einfluß da nicht etwas? …)

  3. 3 Mariechen Januar 7, 2008 um 14:41

    Gerechter, man kann es auch übertreiben mit den Spitzfindigkeiten. Um das so zu verstehen, muss man sich schon verdammt ins Zeug legen. Hauptsache man kann was lächerlich machen?

  4. 4 Justus Januar 9, 2008 um 0:21

    Mariechen, was hat dir denn den Tag verdorben? Das Leben ist zwar bitter, aber man muss ja nicht allen Humor gleich beim Amt abgeben. Der Botho findet es bestimmt super, dass Agate seine Texte liest, denn ich glaube der meint das ernst, was er schreibt. Traditionen wiederentdecken, gesunden Nationalismus, Linke als verlorene Seelen – das meint der so, das ist dem nicht peinlich. Er hat also auch gar keinen Grund sich zu ärgern, wenns jemand liest.

  5. 5 very funny Januar 9, 2008 um 21:59

    Ist Humor, den man den Behörden nicht meldet, nun eigentlich Schwarzer Humor?

  6. 6 Kurt Lohmann Januar 11, 2008 um 16:33

    Nein, schwarzer Humor wäre es nur, wenn Vergnügungssteuer dafür zu entrichten wäre. Solange dies nicht der Fall ist, sind Witze alle gleich farblos.

  7. 7 alkohol Januar 20, 2008 um 2:35

    Also, ich wurde auf die Verhältnisse bereits durch die Lektüre von Tiecks „Des Lebens Überfluß“ wütend.

  8. 8 Agate Januar 20, 2008 um 3:03

    Lieber alkohol,

    Ich kenn den nicht, wer ist denn das? Ist das eine Leseempfehlung? Immerhin scheint er ja klug zu sein, wenn er das erreicht, was ich gern würde!

    Wissbegierige Grüße, Agate

  9. 9 alkohol Januar 20, 2008 um 19:23

    Tja, Ludwig Tieck ist ein romantischer Autor, wurde von einem Biographen sogar „König der Romantik“ genannt. Er war bereits an der Frühromantik der 1790’er beteiligt und hat die meisten Mitromantiker überlebt.
    „Des Lebens Überfluß“ ist eine relativ späte Erzählung von ihm. Als ich nur den Titel gehört hatte, dachte ich, das wäre so ein altersmildes Gesabbel darüber, dass der wahre Innerlichkeit pflegende Mensch, der sich an den kleinen Dingen des Lebens freut, ja voll im Überfluss lebe – etwa beim ergriffenen Spazieren im Deutschen Wald (interessant zum Thema Wald übrigens Tiecks ebenso späte Erzählung „Waldeinsamkeit“).
    Aber Pustekuchen. Vielmehr wird diese Position, die ja heute gern mit dem Begriff Romantik assoziert wird, geradezu materialistisch kritisiert.
    Nur so viel zum Inhalt: ein Paar, das sich versteckt halten muss, hat kein Geld mehr, muss aber essen und vor allem heizen. Daher verhökern sie nach und nach ihre letzten Habseligkeiten und fangen an die Treppe zu ihrer Wohnung zu verfeuern. Das so entäußerte nennen die beiden zwar „Des Lebens Überfluß“, aber es wird klar, dass es sich um schmerzhafte Einschnitte handelt und selbst so auch nicht weitergehen kann.
    Ich fand das ungemein spannend zu lesen. Und ja, danach war wütend auf den gesellschaftlich bedingten Mangel in der Welt.

    Viele Grüße vom alkohol

  10. 10 Agate Januar 25, 2008 um 19:29

    Klingt gut, das kommt auf meine Leseliste!


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